»Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen«, heißt es. Warum also ein Buch über die »Arbeit der Zukunft«?
Reiner Hoffmann: Weil die Arbeitswelt vor großen Herausforderungen und schnellen Veränderungen steht. Denken Sie an all die technologischen Umbrüche, an die Globalisierung, die demographische Entwicklung, an die Zunahme prekärer Beschäftigungsformen. Wir wollen und müssen klarmachen, dass damit unsere Gestaltungsansprüche nicht hinfällig sind. Im Gegenteil! Wir streiten für Gute Arbeit: gut bezahlt, sozial abgesichert und menschengerecht gestaltet, mitbestimmt, tariflich geschützt, mit Qualifizierungs- und Entwicklungschancen für jeden einzelnen. Das ist unser Kompass. Diese beiden Stränge müssen wir zusammendenken. Und genau das tun die mehr als 30 Wissenschaftler in unserem Buch.
Gibt es so etwas wie eine übergeordnete Erkenntnis in »Arbeit der Zukunft«?
Reiner Hoffmann: Die neue Arbeitswelt bietet große Chancen, auch für die Beschäftigten. Die müssen wir nutzen. Ich bin kein Freund moderner Maschinenstürmerei. Gleichzeitig müssen wir Mittel und Wege finden, die Risiken für Beschäftigte zu begrenzen. Wir brauchen also eine intelligente Kombination von flexibleren Modellen und passenden nationalen, europäischen und internationalen Regeln.
Flexiblere Modelle?
Reiner Hoffmann: Nehmen wir das Thema Arbeitszeit. Der klassische Büro-Arbeitstag von neun bis fünf als starres Raster – das funktioniert nicht mehr. Viele Männer würden gern weniger arbeiten, beispielsweise um mehr Zeit für ihre Familie zu haben. Teilzeit hingegen arbeiten überwiegend Frauen – und viele möchten aufstocken, um beruflich nicht den Anschluss zu verlieren und unabhängig von ihrem Mann besser für das Alter vorzusorgen. 30-Stunden-Stellen müssen also Normalität werden, auch für Führungskräfte, auch in der Produktion. Oder: Junge Eltern könnten beide eine Zeit lang weniger und dann später mehr arbeiten – Zeitflexibilität über den Lebenslauf also. Nicht einfach, auch nicht für die Gewerkschaften (lacht). Aber nur so werden wir in Zukunft Deutschlands unerschlossenes Fachkräftepotenzial heben können.
Die Herausgeber
Reiner Hoffmann ist Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Claudia Bogedan leitet die Abteilung Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf.
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