Ein Buch über Rätsel – das aber kein Rätselbuch ist. Wie kamen Sie auf die Idee?
Stefan Heine: Ich werde als Rätselmacher immer wieder gefragt, warum wir eigentlich so gerne rätseln. Und um das genau zu ergründen, bin ich auf so viele spannende Studien, Fakten und Geschichten gestoßen, dass ich angefangen habe, dieses Buch zu schreiben.
»Wer Rätsel löst, kann auch IKEA-Möbel aufbauen«, heißt es in ihrem Buch. Klingt super. Wobei können einem Rätsel noch helfen?
Stefan Heine: Rätsel helfen nicht nur dabei, die eigene Problemlösekompetenz zu trainieren und damit besser schwierige Situationen anzugehen, sondern Rätsel haben auch die Eigenschaft, uns in einen ganz tollen Zustand zu versetzen: den Flow. In diesem Zustand vergessen wir die Welt um uns herum: das Rechts, das Links, die Probleme, die uns beschäftigen und die Zeit vergeht dabei auch wie im Flug. Diesen Flow erreichen wir genau auf der Grenze zwischen Über- und Unterforderung. Und in diesen Flow-Zustand können wir durchs Rätseln gelangen. Deshalb sind Rätsel auch perfekt dafür geeignet, um mit ihnen die beste Zeit des Tages zu erleben.
Den Beruf des Rätselmachers gibt es seit Karl dem Großen. Die letzte großen Medienkrise haben die Rätsel unbeschadet überstanden – gerätselt wird sozusagen immer. Was ist das wunderbare Geheimnis, das die Rätsel und das Rätselmachen umgibt?
Stefan Heine: Rätsel haben nicht nur die Medienkrise, sondern auch Corona besonders gut überstanden. In dieser Zeit sind Rätsel sogar zu einer Art Partner für viele geworden und das nicht nur für alleinlebende Menschen. Auch Familien haben in dieser Zeit vermehrt gerätselt – und das gemeinsam. So ging es nicht nur den Menschen, die zuhause bleiben mussten und plötzlich ganz viel Zeit hatten, sondern auch ich als Rätselmacher hatte ganz wunderbare Stunden daheim, beim Rätselmachen.
Sie schreiben, dass eine Rätselroutine am Abend den Schlaf verbessern kann – lösen Sie eigentlich selbst auch noch Rätsel?
Stefan Heine: Ja, ich rätsle jeden Tag. Im Moment sind es ganz besonders die Wordle-Rätsel, die es mir angetan haben. Es vergeht aber auch kein Tag, an dem ich nicht mindestens drei bis vier Ketten-Sudokus digital am Rechner löse. Die faszinieren mich zurzeit am meisten. Und ich löse berufsbedingt natürlich auch ganz viele andere Rätsel am Tag.
Sie begleiten Ihre Leser:innen in das Universum der Rätsel – für wen ist Ihr Buch geschrieben?
Stefan Heine: Ich habe dieses Buch besonders für all jene geschrieben, die sich schon seit jeher mit Rätseln befassen und sich gefragt haben, warum sie dies tun – die also mehr übers Rätseln wissen wollen. Aber dieses Buch ist auch auf ganz besondere Weise ein Geschenk für unsere Lieben, denen wir wünschen, dass sie nicht nur schlau und glücklich werden, sondern noch lange geistig fit bleiben. Denn wie eine ganz neue Studie gezeigt hat, ist es mit Rätseln nicht nur möglich, Gedächtnisverlust bei Demenz zu verlangsamen, sondern dem sogar entgegenzuwirken.
Stefan Heine ist als Deutschlands bekanntester Rätselmacher und Quizautor in Funk und Fernsehen präsent und gehört zu den wichtigsten Wegbereitern von Sudoku und Wordle im deutschsprachigen Raum. Er bringt mehrere eigene Rätselheftreihen heraus und beliefert regelmäßig Hunderte Zeitungen und Zeitschriften, Print- und Onlinemedien mit Rätseln aller Art – egal ob Kreuzwortklassiker, Zahlenrätsel oder Quiz, egal ob gedruckt oder digital. Als Trainer und Kapitän führte er die deutsche Sudoku-Nationalmannschaft bereits zweimal zum Weltmeistertitel.
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