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Wirtschaft und Gesellschaft

» Ich kenne keine andere Familie, in der sich die Geschichte Deutschlands so facettenreich widerspiegelt wie bei den Quandts.« Rüdiger Jungbluth

Rüdiger Jungbluth durchleuchtet Deutschlands mächtigste Dynastie - von ihren Anfängen in der Kaiserzeit bis heute. Interviews mit Familienmitgliedern und tiefe Recherchen geben Einblick, wie die Quandts ihr Wirtschaftsimperium regieren und es an die nächste Generation weitergeben.

Eine Firmenbiografie so spannend wie ein Roman, heißt es in der NZZ über ihr Buch. Mit den Quandts haben sie sich »die« deutsche Unternehmerdynastie als Sujet herausgesucht. Was fasziniert sie am meisten daran?

Rüdiger Jungbluth: Die Quandts sind die mächtigste Unternehmerfamilie in Deutschland. Es ist eine Dynastie, in der nun bereits die fünfte Generation ans Ruder kommt. Faszinierend ist, in wie vielen verschiedenen Branchen die Familie aktiv war und ist – vom Automobilbau mit BMW, der Batterie-Produktion bei Varta, über die Chemie, die Solarenergie und die Wasserreinigung bis hin zur Finanzbranche und Arzneimittelherstellung. Zur ihrem Firmenreich gehört heute auch Rolls Royce, und sie waren lange Zeit an Mercedes beteiligt. Heute gebietet die Familie über eine Ansammlung von Unternehmen, die kaum noch überschaubar ist. Und dieses gewaltige Vermögen verändert sich in seiner Zusammensetzung ständig.


Wie weit reicht ihr Buch in die Vergangenheit, wie weit in die Gegenwart?

Rüdiger Jungbluth: Ich erzähle die Geschichte von Anfang an bis heute. Die Quandts stiegen auf als Fabrikanten im Kaiserreich, sie verdienten gut am Ersten Weltkrieg und sie schafften es während der Weimarer Republik in die erste Industrie-Liga. Sie waren später einer der größten Rüstungsproduzenten in der NS-Diktatur und leisteten Hitler für seine Angriffskriege wertvolle Dienste. Auch durch die Ausbeutung von Zehntausenden Zwangsarbeiter und die Aneignung jüdischen Eigentums luden sie Schuld auf sich. Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten die Quandts dann kräftig mit am Wirtschaftswunder. Vor allem mit BMW gelang es ihnen dann, einen fast perfekt globalisierten Weltkonzern aufzubauen. Ich kenne keine andere deutsche Familie, in deren Geschichte sich die Geschichte Deutschlands so facettenreich widerspiegelt wie bei den Quandts. Anhand dieser Familie, ihrer Triumphe und ihrer Tragödien, lässt sich die Geschichte unseres Landes besser begreifen.


Susanne Klatten und ihr Bruder Stefan Quandt sind zentrale Figuren in ihrem Buch, die seit 1997 auf dezente Art und Weise die Unternehmensgeschicke lenken. Wie einflussreich ist die Quandt Dynastie für die deutsche Wirtschaft heute?

Rüdiger Jungbluth:  Sie sind ohne Zweifel die einflussreichste Wirtschaftsdynastie im Land, aber ihre Bedeutung beschränkt sie längst nicht mehr nur auf Deutschland. Über BMW, wo sie die Aktien-Kontrollmehrheit haben, sind auch in den USA, in China und vielen anderen Ländern der Welt mit großen Produktionskapazitäten vertreten. Gerade bauen sie große Werke in Mexiko und Ungarn auf. Sie halten zahlreiche weitere Industriebeteiligungen rund um den Globus. Ihre Macht üben sie äußerst diskret aus oder überlassen es anderen, ihre Interessen durchzusetzen. Am Ende laufen die Fäden aber bei ihnen zusammen.

 

Rüdiger Jungbluth studierte Volkswirtschaft und absolvierte die Journalistenschule in Köln. Er arbeitete als Wirtschaftskorrespondent bei »stern« und »Spiegel« und viele Jahre als Wirtschaftsredakteur bei der »Zeit«. Jungbluth hat verschiedene bedeutende Wirtschaftsbiografien veröffentlicht, im Jahr 2002 eine erste aufsehenerregende Biografie über die Quandts, auf deren Recherchen sein neues Buch über die junge Generation aufbaut. Er lebt heute als freier Autor in Köln.

 

Wenn Sie das Interview verwenden möchten, schreiben Sie bitte eine kurze Mail an: schellhase@campus.de

 

 

09.07.2024

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Die Quandts
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Hardcover gebunden
35,00 € inkl. Mwst.