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Besser dreist als trivial

Peter Thiel ist ein Star des Silicon Valley. In seinem ersten Buch »From Zero to One« zeigt er uns, wie echte Innovation entsteht. Warum das wichtig ist? – Damit wir endlich die Handbremse lösen, um in Richtung Zukunft zu starten!

Revolutionäre Entwicklungen lassen sich nicht nachahmen, Fortschritte nicht klonen. Der nächste Bill Gates wird also kein Betriebssystem programmieren, der nächste Larry Page keine Suchmaschine entwickeln, der nächste Mark Zuckerberg kein soziales Netzwerk erfinden. Innovation ist etwas Einmaliges. Sie ist die Initialzündung für unsere Reise in die Zukunft.

Doch im Moment sind wir noch weit davon entfernt, diese Reise antreten zu können. Wir stecken in einem gravierenden Innovationsstau – lautet Peter Thiels vernichtende Diagnose in seinem ersten Buch, das nicht nur in Silicon Valley mit Hochspannung erwartet wurde. Denn Thiel, den die FAZ einmal als »schräges Superhirn aus dem Internet« bezeichnet hat, ist eine Innovationsikone und hatte bei vielen der erfolgreichsten Erfindungen der letzten Jahrzehnte seine Finger im Spiel. Er ist der Gründer von PayPal, war der erste Investor bei Facebook und hat Hunderte von vielversprechende Start-ups finanziert. Die Umsetzung seiner Visionen hat ihn zu einem der reichsten Männer des Silicon Valley gemacht – mit einem geschätzten Vermögen von 1,8 Milliarden Dollar.

In seinem ersten Buch räumt er radikal mit der landläufigen Meinung auf, nach der wir in einer Zeit des beschleunigten Wandels leben. Seine These: Wir treten auf der Stelle, zehren von Errungenschaften, die Mitte des letzten Jahrhunderts entwickelt wurden, es gibt weder neue Transportmittel noch neue Energiequellen. Der Fortschritt, so Thiel, ist langsamer als im 19. Jahrhundert – und das, obwohl der Innovationsbedarf zum Beispiel in der Medizin riesig ist.

Thiel kennt den Grund für den Stillstand. Seine Diagnose: In den Unternehmen herrscht keine mutige Kultur der Innovation, sondern eine ängstliche des Kopierens und Reproduzierens. Doch das ständige Bemühen, die Erfolge der anderen nachzuahmen, ist eine Sackgasse. Das beste Beispiel hierfür ist die Globalisierung. »Was sich an einem Ort bewährt hat, wird auf einen anderen übertragen«, geißelt Thiel die institutionalisierte Form der Reproduktion. Ist es etwa ein Ausdruck von Fortschritt, dass es heute in jedem Dorf einen McDonald´s gibt?

Die Internationalisierung des Mainstreams findet der Innovator nicht nur langweilig, er sieht in ihr eine akute Gefahr – sowohl für die Wirtschaft als auch für die gesamte Gesellschaft. Unternehmen, die lieber auf fahrende Züge aufspringen, statt in die schwierige Entwicklung von Neuem zu investieren, steuern direkt in die Bedeutungslosigkeit, ganz gleich, welche Gewinne sie heute kurzfristig erzielen. Die Best Practices von heute, so Thiel, enden morgen in der Sackgasse. Seine Prognose: Eine erschöpfte Wirtschaft, die nur noch ihr Erbe optimiert, treibt geradewegs in eine Wirtschaftskrise, die schlimmer sein wird als die von 2008.

Damit rechnet Thiel auch mit der Vorstellung ab, bisherige Erfolgsmodelle ließen sich einfach immer weiter ausdehnen. Wenn jeder Haushalt Indiens so leben würde wie die Menschen in den westlichen Industrienationen heute, wäre das nicht nur für die Umwelt eine Katastrophe. Konkurrenz, gemeinhin als Antrieb für Entwicklung wahrgenommen, enttarnt Thiel als ein Hemmnis für Innovationen. Je stärker man konkurriert, sagt er, umso ähnlicher und damit austauschbarer wird man. Das zeigt sich schon in dem von Thiel hart kritisierten Bildungssystem, das alles misst und vergleicht – und letztlich nur stromlinienförmiges Denken hervorbringt. Ein echtes Erfolgsmodell hingegen sind für Thiel die »kreativen Monopole«. Sie schaffen neue Produkte für alle und sichern nachhaltige Gewinne für die Kreativen. Für erfolgreiche Start-ups ist es also existenziell, Gemeinplätze infrage zu stellen, echte Nischen zu finden und neue Ideen tatsächlich umzusetzen.

Was also ist zu tun? Thiel plädiert für ein radikales Umdenken. Die Wirtschaft braucht einen Innovationssprung, die Gesellschaft ein »Start-up«. Der erfahrene Gründer zeigt, wie Unternehmen Neues in die Welt bringen können. Er zeigt uns, wie das »Wunder der Technologie« uns in die Lage versetzt, mit weniger mehr zu erreichen. Mit seinem Buch liefert Thiel eine Anleitung zum Querdenken und ein flammendes Plädoyer für mehr Mut zum Risiko. Er zeigt, wie wir die Kopie überwinden und einen großen Schritt in Richtung Zukunft tun. Sein Credo: Die besten Wege sind heute noch unbekannt, denn wahre Innovation springt von null auf eins – from zero to one. Der Akt der »Schöpfung« ist so einmalig wie sein historischer Kontext und das Ergebnis ist immer etwas Frisches und Fremdes.

 

Thiels Buch ist keine Gebrauchsanleitung für die Zukunft, aber eine Aufforderung zum selbstständigen Denken. »Staunen lernen«!

 

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14.08.2014

Wirtschaft & Gesellschaft

Zero to One
Zero to One
Hardcover gebunden
30,00 € inkl. Mwst.