Campus-Fragebogen »spezial«
Werden Kinder unterschätzt?
Ralph Caspers: Kinder bekommen mehr mit, als man so denkt.
Ulrich Hoffmann: Ja. Und überschätzt auch.
Welche Geschichte erzählen Sie Ihren Kindern am liebsten?
R.C.: Am liebsten die Geschichte mit der Hose und dem Hund und dem Toilettenpapier. Die hat alles.
U.H.: Von der kleinen Raupe Nimmersatt. Das passt eigentlich immer, man kann da alles hineinlesen.
Und die Kinder finden sowieso Geschichten aus ihrer Kindheit oder meiner Kindheit am besten. Erstaunlicherweise gibt es aus meiner Kindheit viele Geschichten, in denen ich ein cleverer Held auf weißem Pferd bin.
Wann sind Sie Ihren Kindern so richtig peinlich?
R.C.: Wenn Besuch kommt, ich nur rumstehe und sage: „Hallo, mein Name ist Ralph, ich mach hier’n Praktikum.“
U.H.: Wenn ich versuche, jung und hip zu sein.
Warum neigen »moderne« Eltern dazu, Freizeit »generalstabsmäßig« zu planen, um dann von den eigenen Plänen gestresst zu sein?
R.C.: Die Pläne macht man ja oft wegen schlechtem Gewissen, weil man das Gefühl hat, man tue zu wenig für die Kinder. Dabei sollte man einen Plan nur deshalb machen, damit es etwas gibt, das man umschmeißen kann.
U.H.: Weil sie alles richtig machen wollen. Und weil viele Eltern selbst generalstabsmäßig durchgeplant sind. D.h. sie haben wenig Zeit und wollen aus dieser das beste machen. Aber meiner Ansicht nach bringt diese hochgejazzte „quality time“ wenig. Kinder ist auch ziemlich egal, ob sie Heli-Skiing in Aspen waren oder zelten in Plön.
Haben Sie ein Lieblingswort?
R.C.: Ich mag versteckte Wörter. »Shit« in »Lieblingshits« zum Beispiel.
U.H.: Nein. Also, das ist mein Lieblingswort. Insofern: Ja.
Wie sah der Held Ihrer Kindheit aus?
R.C.: Er hatte einen Propeller im Rücken und ein Haus auf den Dächern der Stadt: Karlsson. Ich mochte aber auch Doktor Snuggles sehr gern. Und Captain Picard.
U.H.: Lucky Luke. Einfallsreich, ausdauernd und mit dem entscheidenden Quäntchen Glück.
Was ist ihr Lieblingsessen am Schlemmertag?
R.C.: Erdnuss-Flips mit Nougatcreme.
U.H.: Eiscreme. Je mehr Sorten, desto besser. Und mein Lieblingswetter dazu ist Sommer.
Macht es eigentlich Sinn, seine Bücher zu sortieren?
R.C.: Ja. Ich sortiere sie meistens nach Farbe.
U.H.: Dann findet man sie ja gar nicht wieder.
Was fällt ihnen zu Pädagogik ein?
R.C:: John Locke. Aber ansonsten hab ich von Pädagogik nicht so viel Ahnung.
U.H.: Warum wissen wir so viel und wenden davon nur so wenig an? Und zwar auf jeder Ebene, von Elternhaus bis Schule, vom Umgang miteinander bis zum demokratischen Miteinander.
Was hat Sie als Kind am meisten an Erwachsenen gestört?
R.C.: Immer diese Regeln!
U.H.: Dass sie entscheiden (und zwar nicht, was ich wollte).
Was stört sie als Erwachsener am meisten an Erwachsenen?
R.C.: Immer noch diese Regeln!
U.H.: siehe oben
Bei welchem Satz Ihres Kindes blieb Ihnen der Mund offen stehen?
R.C.: »Moment mal – ihr habt drei Kinder … also habt ihr DREI MAL GESEXT!!!!«
U.H.: »Ob die Kugel jetzt rund ist oder nicht, ist egal. Das geht alles über Dreiecksungleichungen.« (Mein Sohn ist schon aus dem Kindergartenalter raus.)
Mit welchem Satz würden sie Eltern gern ermutigen, ihr Elternsein zu genießen?
R.C.: Optimismus zahlt sich aus.
U.H.: Wozu habt ihr das Kind eigentlich gekriegt?
Zu den Autoren
Ralph Caspers ist Autor und Moderator der Sendungen »Wissen macht Ah!« und »Sendung mit der Maus« sowie »Du bist kein Werwolf« (Grimme-Preis). Ulrich Hoffmann ist mehrfacher Bestsellerautor und Meditationslehrer.
Caspers und Hoffmann haben zusammen sechs Kinder – aber keine gemeinsamen.