Wie kamen Sie auf die außergewöhnliche Idee, fünf Mörder zu treffen und ihnen ein Buch zu widmen?
Micael Dahlén: Alles begann damit, dass ich auf dem Titelblatt einer großen schwedischen Zeitung einen offenen Brief eines damals berüchtigten Mörders las: »Hört auf, mir Liebesbriefe zu schreiben«, hieß es dort. Scheinbar bekam er so viele Liebesbriefe, dass die Poststelle im Gefängnis total überfordert war. Ich fragte mich, wie es sein kann, dass ihm so viele Menschen Briefe schreiben? Diese Frage ließ mich nicht los und ich begann immer stärker wahrzunehmen, dass es viele berühmte Killer gibt, die überall auf der Welt die Titelseiten, Bücher, Radiosendungen und Fernsehshows bevölkern. Bis ich irgendwann an den Punkt gelangte, dass ich sie selbst treffen wollte, um ihnen persönlich meine Fragen zu stellen. Ich wollte verstehen, was das Besondere an diesen »Monstern« ist und warum sich so viele Menschen um sie scharen.
Die fünf, die sie getroffen haben, machen aus Ihren Taten ein Mordsgeschäft. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?
Micael Dahlén: Diese Menschen rütteln etwas in uns wach, von dem wir hofften oder noch nicht einmal wussten, dass wir es besitzen. Es fasziniert uns: Wir können nicht anders. Ich weiß das mittlerweile nur zu gut. Ich habe tief in unseren seelischen Abgründen gegraben, als ich an diesem Buch gearbeitet habe.
Sie kamen den Monstern während ihrer Recherchen hautnah - hatten Sie Angst?
Micael Dahlén: Natürlich habe ich mich manchmal gefürchtet. Ich wusste, was sie getan hatten, wozu sie fähig waren und wozu Menschen um sie herum möglicherweise fähig wären. Ich hielt die Treffen geheim, also wusste niemand, wenn ich traf und wo ich war – es hätte alles Mögliche passieren können. Und es erschreckte mich, dass ich so von ihnen gefangengenommen war und noch dazu einige Gemeinsamkeiten zwischen uns entdeckte.
Was war das Unerwartete an der Begegnung?
Micael Dahlén: Vor allem die persönlichen Verbindungen, die zwischen uns entstanden sind. Niemals hätte ich geglaubt, dass wir uns so nah kommen könnten.
Hat dieses Buch ihre Sicht auf die Welt verändert?
Micael Dahlén: Hat es. Tatsächlich habe ich jetzt etwas mehr Angst vor den Menschen. Das Buch hat mir verdeutlicht, dass wir beides in uns haben – Licht und Schatten. Und dass wir härter an der Balance zwischen diesen Kräften arbeiten müssen.