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Leben

»Ich erkläre, wie wir die beste Version von uns selbst sein können – egal was um uns herum geschieht.« Sebastian Purps-Pardigol

Kennen Sie das Geheimnis, wie Sie in schwierigen Situationen Ihre Gedanken so lenken, dass Ihr Kopf ruhig bleibt? Wissen Sie, wie Sie sich jenes neurobiologische Grundbedürfnis erfüllen, das Sie zum Glücklichsein brauchen? Sebastian Purps-Pardigol gibt seinen Lesern jetzt den neuronalen Schlüssel für mehr Glück und Erfolg in die Hand.

Leben mit Hirn – ein schöner Buchtitel! Worum geht es in Ihrem Buch?

Sebastian Purps-Pardigol: Der Untertitel »Wie Sie Ihre Potenziale entfalten, egal was um Sie herum geschieht«, verrät es schon etwas … das Buch beschäftigt sich mit der Frage, wie wir in Zeiten wie diesen weiterhin die beste Version von uns selbst sein können. Die Schnelligkeit unserer Welt, die große Informationsflut aus allen Kanälen und auch die Unsicherheit, die viele erleben, können so ein menschliches Gehirn ziemlich fordern – manchmal sogar überfordern. Ich erkläre anhand moderner neurowissenschaftlicher Erkenntnisse und auch mit ganz konkreten Methoden jahrtausendealten fernöstlichen Wissens, wie wir idealen Zugriff auf unsere neuronalen Ressourcen erhalten – selbst, wenn die Welt um uns herum verrücktspielt.

 

In stressigen Situationen schaltet unser Gehirn in einen einfacheren Modus, in dem es vor allem die Optionen Angriff, Flucht oder Starre gibt. Sie helfen uns mit ihrem Buch, aus diesem Reaktionsmuster auszubrechen, selbst wenn es stressig wird. Verraten Sie uns ein Beispiel?

Purps-Pardigol: Oh, es ist schwer sich für ein Beispiel zu entscheiden, da ich so viele interessante Dinge entdeckt und aufgeschrieben habe. Das »Gefühle in Worte fassen« ist etwas, bei dem man intuitiv denken könnte, es würde den inneren Zustand verschlimmern – das Gegenteil ist jedoch der Fall: Wenn wir etwas erleben, das uns emotional aufwühlt, dann ist das Beschreiben des inneren Zustands etwas, das messbar unsere neuronalen Netzwerke beruhigt. Um es konkret zu machen: Im Straßenverkehr nimmt uns Jemand die Vorfahrt und wir ärgern uns. Anstatt »Du Idiot« zu rufen, könnte man »Das ärgert mich« oder »Sein Verhalten macht mich wütend« denken. Die Bereiche unseres Gehirns, die zuvor in Aufruhr gerieten, beruhigen sich – es ist fast so, als wüssten diese neuronalen Strukturen »Ah, der Mensch, zu dem wir gehören, hat uns wahrgenommen – wir können nun wieder runterfahren«. Das sind ganz faszinierende, unerwartete Muster, nach denen so ein menschliches Gehirn tickt.

 

Offenbar reagiert das Hirn auch »gestresst«, wenn wir versuchen, viele Dinge gleichzeitig zu tun. Sollten wir Multitasking vermeiden?

Purps-Pardigol: Absolut. Die Forschung zeigt uns, dass sich Multitasking zwar gut anfühlten mag, da man glaubt, viel erledigt zu bekommen. Doch wenn man sich die Ergebnisse anschaut, sind diese ziemlich ernüchternd: Menschen, die mehrere Dinge gleichzeitig tun, machen deutlich mehr Fehler, sie brauchen viel mehr Zeit und sie sind durchschnittlich auch genervter als Menschen, die Dinge der Reihe nach tun. Das lässt sich in Experimenten immer und immer wieder belegen. Das fängt bereits bei so kleinen Sachen wie Emails an: Studien zeigen, dass es uns deutlich besser geht, wenn wir sie nur zwei bis dreimal pro Tag abrufen.

 

Sie haben mit vielen unterschiedlichen Menschen gesprochen, die in extremen Stresssituationen einen klaren Kopf bewahren müssen. Was haben all diese Menschen miteinander gemein?

Purps-Pardigol: Sie alle haben einen besonderen Aspekt in ihrem Leben außergewöhnlich gut gemeistert. Dadurch konnte ich diese Aspekte für die Leserinnen und die Leser des Buchs besonders plastisch herausarbeiten, so dass sie jeweils etwas ganz Konkretes für ihr eigenes Leben lernen können. Ich sprach beispielsweise mit einem engen Vertrauten des Dalai Lama, der als glücklichster Mensch der Welt gilt: er hat mir eine mentale Technik verraten, die er regelmäßig praktiziert, um in diesen Zustand zu gelangen – und die ich in dem Buch auch erkläre. Ich traf Friedensmediatoren der Vereinten Nationen und lernte von ihnen, wie man menschliche Konflikte gut lösen kann. Ich sprach mit Geiselverhandlern der Polizei und erkannte, wie diese in Momenten, in denen es um Leben und Tod gehen kann, innerlich stabil bleiben.

 

Das Hirn ist ein erstaunliches Organ und kann sich – wie die moderne Forschung weiß – immer wieder neu vernetzen. Ist es also auch zu jeder Zeit im Leben möglich, den Stress im Gehirn zu reduzieren?

Purps-Pardigol: Ja, absolut. Und das gelingt innerhalb weniger Augenblicke. Im Grunde findet man in jedem Kapitel des Buchs verschiedene Ansätze, um genau das zu erreichen. Manche Methoden wirken langfristig und durch die von Ihnen benannte Neuvernetzung, andere wiederum wirken unmittelbar, indem man ganz gezielt die Mischung der Neurotransmitter oder der Frequenz, mit der unser Gehirn arbeitet, verändern kann. Und wie das gelingt, das erkläre ich an verschiedenen Stellen im Buch.

 

Was ist das Schönste, das Sie während der Recherchen an ihrem Buch gelernt haben?

Purps-Pardigol: Oh – es gab eine Menge schöner Momente, wenn ich beispielsweise eine ganz besondere Studie entdeckte, deren Ergebnisse mich überraschten oder wenn ich in einem Gespräch mit meiner Interviewpartner etwas erfuhr, das ich nicht erwartet hätte. Zum Beispiel gefiel mir eine Studie sehr, in der ich lernte, dass unser Gehirn sich während des Schlafs selbst reinigt, da durch die geringere Durchblutung plötzlich Platz für andere Flüssigkeiten da ist, die alle Abfallstoffe ausschwemmen. Oder ich erinnere mich an ein langes Skype-Gespräch mit einem Mediator der Vereinten Nationen, der auf seiner Berghütte in Colorado saß: Während wir sprachen, flogen ständig Kolibris hinter ihm auf und ab … diese Vögel sind dort so normal, wie bei uns eine Amsel. Mir gefiel aber auch, wie der Vertraute des Dalai Lamas mir jahrtausendealte buddhistische Konzepte innerhalb weniger Worte ganz einfach vermittelte – so dass ich sie für den Leser leicht verständlich aufschreiben konnte.

 

 

Sebastian Purps-Pardigol ist Digitalsierungspionier, Organisationsberater und Keynote-Speaker. Er entwickelte bereits zur Jahrtausendwende digitale Geschäftsfelder für SonyMusic, gründete im Jahr 2010 mit dem Hirnforscher Dr. Gerald Hüther die Initiative Kulturwandel in Unternehmen und erforscht seitdem die Erfolgsmodelle mitarbeiterzentrierter Firmenkulturen. Seine Erkenntnisse publizierte Purps-Pardigol im Jahr 2015 in dem international verfügbaren Wirtschafts-Bestseller »Führen mit Hirn« (Campus). Mit seiner Beratergruppe Unternehmenswandel begleitet er Firmen dabei, die eigene Kultur zu verbessern und die digitale Transformation zu meistern.

18.08.2021

Leben

Leben mit Hirn
Leben mit Hirn
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