Ihr neues Buch heißt »Kommunikative Kompetenz«. Was genau ist darin ihr Fokus?
Jakob Lipp: Wir alle kommunizieren – ob verbal oder nonverbal. Aber kommunizieren wir richtig? Da gibt es meist viel Optimierungspotenzial. Mit meinem Buch helfe ich Menschen, Kommunikation als »Schlüssel zum Erfolg« richtig zu nutzen!
Was haben die Techniken eines Mentalisten mit denen einer Führungskraft zu tun?
Jakob Lipp: Auf der Bühne habe ich über 20 Jahre Menschen mit meiner Show begeistert. Meine Show war auf dem Verhalten, der Körpersprache und der Kommunikation mit dem Publikum aufgebaut. Da muss ich Signale richtig lesen und mein Handeln intuitiv danach ausrichten.
Ganz ähnlich wie eine Führungskraft in der Kommunikation mit dem Team, ein Vertriebler in einem Verkaufsgespräch oder ein HR-Manager im Recruiting-Prozess!
Auf welche Signale ihres Gegenübers achten Sie im Gespräch zuerst?
Jakob Lipp: Ganz klar auf die Körpersprache. Denn drei Bestandteile sind relevant für den Erfolg oder Misserfolg von Kommunikation: Gesichtsausdruck/Körpersprache, Stimme und verbale Aussage. Um erfolgreiche und zielführende Kommunikation sicherzustellen, müssen diese drei Aspekte übereinstimmen. Sie müssen kongruieren. Denn der Erfolg einer verbalen Aussage und in weiterer Folge auch ihre Glaubwürdigkeit steht und fällt mit der Gestik, der Körpersprache und der Akustik des Kommunikators oder der Kommunikatorin.
Was kann man aus den Signalen des Gegenübers lernen?
Jakob Lipp: Emotionen werden zum Beispiel zum großen Teil über die Augen transportiert und vom Mund und den Gesichtszügen lediglich verstärkt.
Wer in der Lage ist, diese Blicke zu lesen, kann sein Gegenüber wesentlich besser einschätzen. Ist das Interesse echt? Hat der Gesprächspartner Zweifel? Ärgert ihn etwas, obwohl er das Gegenteil behauptet?
Verraten Sie uns einen ihrer Kniffe aus dem Buch?
Jakob Lipp: In der Kommunikation ist es sehr wichtig, herauszufinden, wie sich mein Gesprächspartner seine Meinung gebildet hat. Hat er selbst Erfahrung in dieser Hinsicht gesammelt oder hat er seine Meinung von irgendwoher übernommen? Wichtig ist auch, die eigene Meinung zu hinterfragen. »Woher weiß ich das eigentlich? Habe ich tatsächlich Erfahrung damit oder behaupte ich das nur?« Zudem muss ich tolerant sein. Das heißt auch, mir zu diesem Thema die Meinung meines Gesprächspartners wertfrei anzuhören und seine Meinung neben meiner eigenen zuzulassen. Würden Sie ihm nicht zuhören wollen, weil Sie sowieso eine fertige Meinung dazu haben, entginge Ihnen womöglich eine Chance auf eine Optimierung im eigenen Betrieb. Wäre das nicht schade?
Jakob Lipp ist vieles und zu allererst als Mentalist ein absoluter Experte für nonverbale Kommunikation. Nachdem er mit erfolgreichen Shows halb Europa verblüfft hat, ist er inzwischen Gastredner und Berater für Führungskräfte. Er lebt auf einem Bauernhof und engagiert sich für verschiedene Umweltmaßnahmen.
