Was kann ich tun, um tatsächlich »in kurzer Zeit« meine Pirat:innenseite zu stärken? Anders gesagt: Wie übe ich Wagemut ganz konkret?
Stefanie Voss: Das mit dem Wagemut geht am besten, wenn ich klein anfange - und dann immer größer und wagemutiger werde. Das kann so aussehen:
Tag 1 bis 3: Mindestens drei Mal beherzt, direkt und ausführlich Menschen danken, die etwas für mich tun, am besten bei mir nicht nahestehenden Menschen. Zum Beispiel der Ärztin, dem Busfahrer, der Bäckereiverkäuferin oder dem Lehrer meiner Kinder.
Tag 4 bis 6: Mindestens ein Mal respektvoll widersprechen, wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin, und dann meine Sicht der Dinge darlegen. Nicht beharren, aber mindestens gehört werden.
Tag 7: Feedback zu mir selbst einfordern, und wenn ich es bekomme, nur danke sagen und darüber nachdenken.
Tag 8: Klar und direkt »Nein« sagen, wenn mir mal wieder etwas »aufgedrückt« wird, was ich eigentlich nicht machen will.
Tag 9: Eine Veränderung anstoßen, die mir wichtig ist.
Tag 10: Egal, wie es ausgegangen ist, jetzt müssen zehn Tage Wagemut-Training gefeiert werden, also Musik anwerfen, tanzen, singen und stolz sein! :-)
Was wäre eine kleine Weichenstellung, die es mir in Situationen, in denen ich eine Grenze ziehen will, leichter macht?
Stefanie Voss: Eine einfache Frage, die hier hilft, lautet: Will ich es jetzt bequem und leicht haben, oder will ich jetzt lernen und mich weiterentwickeln?
Es ist völlig okay, es auch mal bequem anzugehen, aber je mehr ich mich für den bequemen Weg entscheide, desto weniger entwickle ich mich. Lernen und persönliches Wachstum sind in dem Moment, wo sie passieren, praktisch IMMER unbequem und anstrengend, aber langfristig ist der unbequeme häufig der bessere Weg.
Wie bekomme in mein Privatleben einen »Schuss« mehr Abenteuer?
Stefanie Voss: Da fallen mir gleich drei Dinge ein!
1. Fremde Menschen ansprechen, ihnen interessante Fragen stellen und ganz genau zuhören (so wird jede Taxifahrt zu einem sehr abwechslungsreichen Ereignis).
2. Einfache Dinge tun, die etwas skurril sind, zum Beispiel an der kalten Bushaltestelle im Winter tanzen, auf einer öffentlichen Parkbank sitzen und laut aus einem Buch vorlesen oder zum Termin beim Straßenverkehrsamt einfach mal eine große Schale Kekse für alle mitbringen, ganz ohne Grund.
3. Man kann fast alle Freizeitaktivitäten mit einem ordentlichen Schuss »Unkalkulierbarkeit« würzen, also zum Beispiel Wandern gehen ohne Karte und ohne Handy (einfach nur andere Wanderer fragen), draußen im Freien übernachten (ohne Zelt!) oder zum ersten Mal Couchsurfing ausprobieren.
Vielen Dank für diese großartigen Tipps!
Stefanie Voss gründete nach 15 Jahren internationaler Konzernkarriere und einer Weltumseglung 2009 ihr eigenes Unternehmen. Ihre Führungserfahrung, ihre Coaching-Expertise, ihr Pragmatismus und ihre unkonventionelle und direkte Art machen sie zu einer international gefragten Rednerin und Managementtrainerin.
