Wissenschaft
Stimmen zum Buch
Alan Posener, Die Welt, 27.12.2018
Über das Buch
Wien 1938: Der Arzt Hans Asperger beschreibt Symptome bei Kindern, die er unter die Diagnose "autistische Psychopathie" fasst. Er hatte bei Patienten Schwächen im sozialen Verhalten beobachtet. Im selben Jahr ziehen die Nationalsozialisten in Wien ein. Asperger sollte bald verantworten, dass Kinder, die er für "nicht sozial integrierbar" hielt, in der Anstalt Am Spiegelgrund zu "Euthanasie"-Opfern wurden.
Edith Sheffer, Mutter eines von Autismus betroffenen Kindes, hat sich auf die Suche nach den Ursprüngen der Diagnose begeben. Sie zeigt, welche Wertvorstellungen Asperger geprägt haben und welche Entwicklung die Diagnose genommen hat. Ihr berührendes und eindrucksvolles Buch wirft ein neues Licht auf die Geschichte der Psychiatrie im Nationalsozialismus und auf das Asperger-Syndrom.
Stimmen zum Buch
Alan Posener, Die Welt, 27.12.2018
Es [geht] Sheffer nicht um die individuelle Abrechnung mit einem Opportunisten, der von der Flucht seiner jüdischen Kollegen beruflich profitierte, seine Theorien den Bedürfnissen des Regimes anpasste, zu dessen Verbrechen schwieg und im postnationalsozialistischen Österreich mit weißer Weste und Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold dastand. (...) Sheffer fragt nach der Fortdauer nationalsozialistischer Vorstellungen von Gemeinschaft und Gemüt, Nützlichkeit und Funktionsfähigkeit in der modernen Diagnosegesellschaft. Wir sind, so die provokative Schlussfolgerung, immer noch „Aspergers Kinder“.