Über das Buch
In Anlehnung an die berühmte »Zeitschrift für Sozialforschung« (1932 – 1941) verfolgt auch ihre seit 2004 halbjährlich erscheinende Nachfolgerin »WestEnd« den Anspruch einer kritischen Gesellschaftsanalyse. Zur Veröffentlichung kommen Aufsätze und Essays aus Soziologie, Philosophie, politischer Theorie, Ästhetik, Geschichte, Entwicklungspsychologie, Rechtswissenschaft und politischer Ökonomie. Neben den Rubriken »Studien« und »Eingriffe« behandelt jedes Heft ein Schwerpunktthema.
Misstrauen gilt gegenwärtig als destruktive Einstellung, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet, Verschwörungsgerüchten zu Akzeptanz verhilft und Autoritarismus gedeihen lässt. Wer misstrauisch ist, zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück, hat nicht mehr Teil an der Gestaltung des Gemeinwesens – so die weitverbreitete Annahme. Doch Misstrauen trennt nicht nur, es verbindet auch. Es lässt Gemeinschaften und soziale Bewegungen entstehen, die in ihrem Misstrauen gegen andere oder bestimmte institutionelle Praktiken geeint sind. Misstrauen ist eine Einstellung, die nicht immer Unsicherheit und Lähmung bewirkt, sondern auch produktiv sein kann und gemeinsame Handlungen motiviert. Im Stichwort wird die Qualität und Funktion des Misstrauens in demokratischen und emanzipatorischen ebenso wie autoritären Kontexten aus sozialwissenschaftlicher, philosophischer und literaturwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet.